Für viele Autisten ist die Chaostheorie
logischer als Gefühle. Das heisst aber im Umkehrschluss nicht, dass
Autisten keine Gefühle haben und diese auch nicht zeigen können.
Wir durchleben die genau gleichen Gefühle wie andere Menschen auch.
Der Unterschied ist nur, dass wir
Probleme haben, auf die Gefühle unserer Mitmenschen richtig zu
reagieren. Gefühle folgen keiner Logik, darum heissen sie auch so.
Gefühle machen Menschen aus. Sie zeigen die Situationen, in denen
sie sich gerade befinden.
Wenn wir nur genügend Zeit haben,
diese zu analysieren, dann reagieren wir auch richtig. Nur hat man im
Alltag diese Zeit nicht. Situationen erfordern ein rasches Handeln
und wenn wir darin gehetzt werden, erkennen wir oft Situationen
nicht, in denen man eigentlich handeln und eingreifen sollte. Die
andere Seite der Medaille ist, dass wenn wir merken, dass wir
reagieren müssen, wir das Falsche tun. Nicht, dass wir das nicht
merken würden. Doch wenn wir etwas gesagt oder getan haben, ist es
schon passiert und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Da ich persönlich nur sehr ungern
Fehler mache, führt dies oft dazu, dass ich eben überhaupt nicht
reagiere – auch falsch.
Doch auch hinter der Chaostheorie
stecken Regelmässigkeiten, so auch bei den Gefühlen. Über die
Jahre habe ich gelernt, damit besser umzugehen und richtig zu
handeln. Doch auch mich erwischt es immer wieder, dass ich Fehler
mache. Nur ärgere mich nicht mehr so sehr darüber, entschuldige
mich und lerne daraus. So tune ich mein Regelwerk, das ich mir
zurechtgelegt habe, um auf meine Mitmenschen zu reagieren.
Beim Bücherschreiben kann ich zudem
alle Situationen durchspielen und die jeweils Beste auswählen,
welche den Geschichtsverlauf fördert. Das hilft mir in zweierlei
Hinsicht: als Autor wie auch im Privatleben.
Also alles gar nicht so schlimm,
solange man bereit ist, Fehler zu machen. Fehler sind dazu da, zu
lernen – und Gefühle, um sich der Umwelt mitzuteilen oder Feedback
zu erhalten.