Anomalie - Zyklus Thorben Perth

Freitag, 23. Januar 2015

Wie erschaffe ich eine Welt


Wen begeistern nicht Bücher bzw. Filme wie Herr der Ringe, Darkover, Dune oder Star Wars. Doch wenn man analysiert, wie die einzelnen Puzzleteile dieser Welten zusammenpassen, dann wird man sich mit der Zeit bewusst, dass dies kein Zufall sein kann. Da steckt penible Planung dahinter und soziale Gefüge, welche weit über das Vorstellungsvermögen hinausgehen.

Gerade da finde ich es spannend, in solche Zyklen einzutauchen und die Regelwerke zu erforschen. Ich freue mich über jeden Puzzlestein, welcher das Gesamtbild vervollkomnet, über jeden Irrweg, welcher nach der Auflösung in einem neuen endet.

Kein Wunder, dass ich selbst an einem solchen Zyklus über Jahre arbeite. So weit wie bei Herr der Ringe werde ich es jedoch nicht treiben. Die Detailtreue dort raubt mir den Atem. Selbst schaue ich penibel, dass meine Fantasiewelt mit allen Schönheiten und Spannungen in sich stimmig ist. Und wie im wahren Leben, es gibt keine Regel ohne Ausnahme, solange sie nicht gegen die grundlegenden Prinzipien verstösst.

Apropos wahres Leben: Wer denkt, dass alles erfunden ist, irrt sich. Noch immer schreibt die besten Geschichten das wahre Leben. Nur wer unsere Umwelt beobachtet, kann diese Perlen entdecken und sie in die eigene Welt adaptieren.

Wie weit das noch gehen wird? Ich habe noch genügend Material in die Vergangenheit, wie auch in die Zukunft, dass ich beliebig Bücher erschaffen kann und Facetten aus dem Universum der „Anomalie“ auskoppeln kann. Einzig meiner Fantasie und meiner Zeit als Autor sind Grenzen gesetzt.

Mittwoch, 7. Januar 2015

Gefühlte Sprache


Bei einigen Asperger-Autisten, mich nicht ausgenommen, fühlen sich Zahlen und Formeln einfach nur gut an. Sie haben so eine logische Regelmässigkeit an sich. Dreht man an einem Ort das Schräubchen, ist das Resultat an einem anderen Ort zielsicher bestimmbar.

Welch ein Graus war für mich die deutsche Sprache in der Primarschule. In den ersten Jahren hasste ich Aufsätze und Geschichten schreiben. Das Ding wollte sich einfach keinen nachvollziehbaren Regeln stellen. Dementsprechend waren auch die Noten im Keller beim freien Schreiben von Aufsätzen.

Die Freude der Sprache entdeckte ich erst in der Realschule. Da stellte ich fest, dass auch das Deutsche Regeln folgt, trotz der schieren Vielfalt an Möglichkeiten, Kombinationen und Ausnahmen. Ja, auch Ausnahmen sind Regeln, wenn auch nur eine Regel für einen einzelnen Fall.

Aufsätze waren von einem Monat auf den anderen meine liebste Tätigkeit. Die Vielfalt der Sprache wurde zu meinem Freund und die Texte ausgefeilter. Mit dem ersten Familiencomputer begann ich meine eigenen Bücher zu schreiben. Da konnte ich endlich experimentieren, umstellen, umschreiben und feilen, bis sich die Sätze gut anfühlten.
Wenn ich heute die Texte von damals lese, schmerzen mich die Sätze. Sie fühlen sich holprig und unreif an (im Ernst, da liegen auch Jahrzehnte dazwischen). Ich habe in den Jahren so viele neue Regeln gelernt, wie die deutsche Sprache noch schöner und runder wird, dass die Ansprüche an die aneinandergereihten Worte viel höher liegen.

Denn heute weiss ich, wenn ich an einem Wort im Satz die Schraube drehe, welche anderen Teile sich anpassen müssen, damit der Lesefluss wieder stimmt. Das geht auch über mehrere Sätze hinweg, bis sie sich zu einem harmonischen Ganzen, einer Geschichte, zusammenfügen.